Hier besser nicht trinken

von Thomas Trappe 5. August 2013

Im Brunnen an der Ella-Kay-Straße überschreitet die Wasserqualität Grenzwerte. Und beim Rest des Thälmannpark-Areals bleiben Fragen offen.

An heißen Tagen wie diesen können die schönen grünen Trinkwassernotbrunnen, die in Prenzlauer Berg und dem Rest der Stadt zu finden sind, auch schon mal mehr als zu einem kleinen Fußbad taugen: Zum Beispiel als Getränkespender. Dafür sind sie eigentlich nicht da, sondern für die Wasserversorgung bei Katastrophen. Doch angesichts der Tatsache, dass bei 34 Grad im Schatten schnell subjektive Trinkwassernot empfunden wird, ist es Zeit für diesen Hinweis: In der Ella-Kay-Straße sollten sie es bitte lassen, das Trinken. Denn für Trinkwasser sind die Anteile an narkotisierendem Gas etwas zu hoch. Das zeigen die offiziellen Messergebnisse, die das Bezirksamt gerade bekanntgab.

Das Thema Schadstoffbelastung ist eines, dass Anwohner und und Kommunalpolitiker im Thälmannpark immer wieder beschäftigt, eindeutige Befunde sind Mangelware. Unstrittig ist, dass das Gaswerk, das hier bis in die 80er stand, für eine massive Verschmutzung des Bodens sorgte. Dagegen wurde in den vergangenen Jahren gekämpft, eine Belastung gibt es aber immer noch, bis hin zur Christburger Straße. Deshalb soll demnächst auch ein zusätzlicher „Sanierungsbrunnen“ südlich der Danziger Straße gebaut werden. Michael Mittelbach, Bezirksverordneter der Piraten-Fraktion, wollte nun in einer Kleinen Anfrage wissen, wie es eigentlich um die Qualität des Wassers der Trinkwassernotbrunnen im Thälmannpark-Areal bestellt ist? Und um die des Oberflächenwassers? Seine Fragen konnten nur zum Teil beantwortet werden.

 

Stadträtin: Generell nicht aus Brunnen trinken

 

Die für das Gesundheitsamt zuständige Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) erklärte, dass die Notbrunnen in der Regel alle drei Jahre mikrobiologisch und chemisch analysiert würden. Im Areal um den Thälmannpark sei der Brunnen in der Fröbelstraße das letzte Mal im August 2008 kontrolliert worden, mit dem Ergebnis, dass dieser Trinkwasserqualität aufweise. Für jenen in der Ella-Kay-Straße gilt das nicht. Hier liegt die letzte Kontrolle etwas mehr als ein Jahr zurück; und es wurden Grenzwerte überschritten, nämlich bei Vinylchlorid. Dabei handelt es sich um ein Gas mit narkotisierender und unter Umständen krebserregender Wirkung. Laut Trinkwasserverordnung dürfen höchstens 0,0008 Milligramm pro Liter im Wasser sein, wie Zürn-Kasztantowicz in der Antwort ausführt. Der Wert in der Ella-Kay-Straße ist mehr als doppelt so hoch, liegt bei 0,0019 Milligramm pro Liter. Allerdings, so Zürn-Kasztantowicz, könne das Wasser damit zur Notversorgung genutzt werden, hier liege der vom Bundesgesundheitssamt vorgegebene Grenzwert bei 0,0035 Milligramm. 

Bei den Brunnen in der Jablonskistraße und in der Immanuelkirchstraße, sie liegen beide ebenfalls im belasteten Gebiet, sei Trinkwasserqualität vorhanden, so Zürn-Kasztantowicz. Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte sie, dass sie generell davon abraten würde, aus den vorhandenen Brunnen zu trinken, „es sei denn, es steht dran, dass es Trinkwasser ist“. Die Werte in der Ella-Kay-Straße seien allerdings nach menschlichem Ermessen nicht gefährlich. Bei einer Probe im Jahr 2005 habe man an der gleichen Stelle noch Trinkwasserqualität festgestellt. Das hieße aber nicht, dass die Belastung steige. „Sondern nur, dass sie von Probe zu Probe schwankt“.

 

Warnung wäre angebracht

 

Michael Mittelbachs Frage nach der Belastung des Oberflächenwasser konnte die Stadträtin nicht beantworten. „Dem Gesundheitsamt ist eine Beprobung des Oberflächenwassers nicht bekannt“, wurde erklärt. Für Mittelbach eine „eher unbefriedigende Antwort“, er wolle nun wahrscheinlich eine neue Anfrage zum Thema stellen. Und Andreas Otto, der sich als Grünen-Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus wiederholt mit der Schadstoffbelastung im Thälmannpark beschäftigte, plädiert dafür, einen Hinweis an Brunnen anzubringen, deren Wasser nicht zum Genuss geeignet ist.  „Wenn wirklich Werte überschritten sind, dann muss natürlich gewarnt werden.“

 

 

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