Guggenheim: Der Präventivschlag vom Pfefferberg

von Thomas Trappe 27. März 2012

Das Guggenheim Lab könnte nach der Absage in Kreuzberg wieder nach Prenzlauer Berg zurückkommen. Anwohner planen schon einmal die Proteste.

Morgen könnte es soweit sein. Nachdem das von BMW gestiftete Guggenheim Lab – eine Art Diskussionsforum in Form einer Kunstausstellung – sich wieder aus Kreuzberg zurückziehen musste, erwarten jetzt viele Prenzlauer Berger die Nachricht, dass das Projekt an den ursprünglich vorgesehenen Ort zurückkehrt. Zum Pfefferberg. Bei der Feststellung der Sachlage endet allerdings auch schon die Einhelligkeit. Während das Rathaus für das Projekt kämpft, widmen Bewohner des Pfefferbergs gerade die gleiche Energie dem Kampf gegen die Rückkehr. Der Verein „Leute am Teute“ sitzt gerade an einem Schreiben und überlegt schon mal, wie man das Lab vertreiben könnte.

Das Guggenheim Lab musste vor wenigen Wochen bekannt geben, dass es doch nicht wie geplant in Kreuzberg seine Halle aufstellen will. Grund waren Proteste der Anwohner, zeitweise wurde auch davon geredet, es gebe Gewaltdrohungen. Der Zorn mancher Kreuzberger richtete sich auf das Lab, da es ein Symptom gefürchteter Gentrifizierung und damit Beschleuniger von Mieterhöhungen sei. „BMW hofft auf einen fetten Image-Zugewinn, und der Grundstückseigentümer natürlich auf eine schöne Wertsteigerung seines Grundstückes, auf dem in nicht so ferner Zukunft Luxuswohnungen entstehen sollen“, hieß es in einem Aufruf. Der Protest hatte Erfolg. Das hat man in Prenzlauer Berg ganz genau registriert.

 

Grafitti und Besetzungen

 

Ja, durchaus, man habe Mut daraus gezogen, wie es dort gelaufen ist, sagt Wenke Rottstock vom Bürgerverein „Leute am Teute“. Beim ersten Mal, als die Stiftung ankündigte, zum Pfefferberg zu kommen, hätten das manche Anwohner „gar nicht mitbekommen“, nun aber wisse man Bescheid und sei auch einhelliger Meinung: „Hier will das keiner.“ Kreuzberg habe Vorbildcharakter, heißt es auf der Internetseite des Vereins. „Immerhin gibt es jetzt einige Handreichungen,wie man Investoren verschrecken kann.“ Konkret reicht man aus Kreuzberg das an die Hand: Mit „Besetzungen, Graffiti, Plakataktionen, Kundgebungen etc.“ könnte man ein Lab mürbe machen, empfiehlt das Blog BMW Lab verhindern.

Dass das Lab wieder zum Pfefferberg kommt, ist nur eine von vielen Optionen, über die sowohl im Lab als auch bei Berliner Politikern striktes Stillschweigen bewahrt wird. Nur so viel vom BMW-Sprecher Thomas Girst: „Es gab nie eine Entscheidung gegen Prenzlauer Berg, sondern nur für Kreuzberg.“ Im Übrigen arbeite man unter Hochdruck, um eine geeignete Fläche in Berlin zu finden und wie geplant im Mai beginnen zu können. Ein Argument, das für den Pfefferberg spricht, immerhin wurde das Lab hier schon mal von vorne bis hinten durchgeplant. Beim Pfefferberg selbst konnte Geschäftsführer Andreas Kranhold nichts zum Fortgang sagen, nur, dass man sich über das Lab, käme es, freuen würde.

 

Am Ende doch im Mauerpark?

 

Der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) sieht indes das Hauptproblem beim Lab, dessen Gebaren wohl auch einige andere Kommunalpolitiker als etwas zu sprunghaft und unentschlossen werten – war Guggenheim doch vor dem Pfefferberg-Plan drauf und dran, in die Kastanienallee zu gehen. Aber bei aller Frustration, Kirchner würde sich über die Rückkehr des Labs freuen. So gebe es in Prenzlauer Berg ja noch genügend andere Orte, in denen städtisches Leben diskutiert – das ist das vorgebliche Ziel des Labs – werden kann. Drei Plätze, die für Kirchner in Frage kämen: Die Bötzowbrauerei, der alte Rangierbahnhof. „Oder eben der Mauerpark.“

 

 

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