Schüler sollen nicht länger gärtnern lernen

von Kristin Freyer 23. Februar 2012

Die Gartenarbeitsschule in Pankow soll geschlossen werden. Dadurch gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren, sondern auch ein wichtiges Angebot der schulischen Umweltbildung. 

Die Schultische, die im Eingang des Gewächshauses stehen, drohen nicht nur an diesem Faschingsdienstag leer zu bleiben. Der Bezirk muss sparen, und auf seiner Streichliste stehen nicht nur eine Reihe von Kultureinrichtungen, sondern auch das 12.000 Quadratmeter große Areal der Gartenarbeitsschule in der Pankower Galenusstraße. In einer ersten Sparrunde 2006 wurde bereits die Zahl der Mitarbeiter halbiert auf nunmehr zwei Stellen. Nun soll die Einrichtung komplett geschlossen werden. Doch damit fallen nicht nur die Arbeitsplätze der zwei festangestellten Gärtner weg  – hinzukommen noch drei Helfer, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren und zwei sogenannte Ein-Euro-Jobber -, sondern auch ein wichtiges Angebot der schulischen Umweltbildung.

Bereits seit den 1950er Jahren bietet das Gelände jungen Pankowern die Möglichkeit, die Natur besser kennenzulernen. Bis zur Wende wurde das Areal an der Panke als Zentralschulgarten genutzt, später entstand die Gartenarbeitsschule in ihrer jetzigen Form. Und das Angebot der pädagogischen Einrichtung wird auch genutzt, vor allem im Rahmen des Sachkunde- und Biologieunterrichtes, wie Sven Konirsch erzählt. „11.000 Grund- und Oberschüler aus allen Teilen des Bezirks sind im vergangenen Jahr zu uns gekommen“, sagt der Gärtner.

 

An Projekttagen werden die Kinder an verschiedene Umweltthemen herangeführt

 

Klassen, die regelmäßig die Gartenarbeitsschule besuchen, können auf dem Areal eigene Beete bewirtschaften und die Pflanzen von der Aussaat bis zur Ernte begleiten. „Das dafür benötigte Saatgut wird den Schülern von uns zur Verfügung gestellt“, sagt Konirsch. „Nach der Ernte dürfen die Kinder natürlich die Früchte mit nach Hause nehmen.“ Neben dem Bepflanzen der Beete bietet die Einrichtung auch verschiedene Projekttage an. Passend zur Jahreszeit können die Schüler hier etwa mit Naturmaterialien basteln oder Vögel beobachten. Auch Themen wie Frühblüher oder die Lebensweise einheimischer Tiere werden hier behandelt.

Neben einer Vielzahl an Bäumen, Kleintieren und Teichen gibt es auf dem Gelände auch einen Bauern- und einen Kräutergarten. „In den zwei Gewächshäusern, die zusammen etwa 750 Quadratmeter groß sind, können im Winter zudem Zimmerpflanzen gezogen werden, die dann von den Schulen genutzt werden“, sagt Konirsch. Allein 2010 wurden den Schulen im Bezirk mehr als 1000 junge Pflanzen zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen Sommerblumen, Gemüsepflanzen und Stauden, die zur Bepflanzung der Schulhöfe und -gärten verwendet werden. „2011 wurden von uns 50 Pankower Schulen mit insgesamt 35.000 Jungpflanzen versorgt“, heißt es in einem Prospekt der Gartenarbeitsschule.      

 

Am 14. März wird entschieden, ob die Gartenarbeitsschule geschlossen wird

 

Erst vor etwa zwei Wochen habe die Einrichtung von der bevorstehenden Schließung erfahren, sagt Sven Konirsch. Daraufhin sei er – wie viele andere Vertreter bedrohter Einrichtungen – in der vergangenen Woche zur Tagung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gegangen und habe den Politikern eine eigens dafür zusammengestellte Informationsmappe übergeben. „Wir gehen momentan auch zu allen wichtigen Ausschüssen, um auf uns und unsere Situation aufmerksam zu machen. Im Internet haben wir außerdem eine Petition gestartet„, so Konirsch. Auch bei der nächsten BVV, die am 14. März stattfindet, wolle er wieder dabei sein. „Dann wird entschieden, was mit uns passiert.“

 

 

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