Eltern zählen zu wenig Plätze an Oberschulen

von Juliane Schader 12. Januar 2011

Eine Elterninitiative hat errechnet, dass in Berlin im kommenden Schuljahr 3000 Plätze an Oberschulen fehlen, davon alleine 250 in Pankow. Der Bezirk weist die Vorwürfe zurück.

Eine mysteriöse Elterninitiative aus Prenzlauer Berg versetzt derzeit die Berliner Elternschaft in Aufruhr. In Eigenregie hat sie die Anzahl der Oberschulklassen, die im kommenden Schuljahr Berlinweit angeboten werden, zusammentelefoniert, und mit der Anzahl der Schüler verglichen, die derzeit die sechsten Klassen besuchen und im Sommer auf eine weiterführende Schule wechseln. Mit dem Ergebnis, dass in ganz Berlin 3000 Plätze an Oberschulen fehlen sollen.

 

Für 240 Pankower Schüler soll es keinen Oberschulplatz geben

 

Für Pankow hat die Initiative errechnet, dass 2879 Schüler im Sommer dieses Jahres einen Platz an einer Oberschule brauchen. Ausgehend von Klassenstärken von 25 Schülern an Sekundarschulen und 30,5 Schülern an Gymnasien ergibt sich daraus Folgendes:

An Sekundarschulen trifft ein Bedarf von 50,7 Klassen auf ein Angebot von 47 Klassen, was einem Mangel von 3,7 Klassen entspricht – damit blieben 93 Kinder ohne Schulplatz. An Gymnasien steht ein Angebot von 48 Klassen einem Bedarf von 52,9 Klassen gegenüber, was auf einem Fehlbetrag von 4,9 Klassen und 149 Kinder hinausläuft. Somit blieben in ganz Pankow 242 Kinder ohne Oberschulplatz – das sind 8,4 Prozent. Die Berechnungen beruhen darauf, dass sich die Schüler im gleichen Verhältnis auf die beiden Schultypen verteilen wie im vergangenen Schuljahr.

Zwar dürfen die Zahlen nicht isoliert betrachten werden, da bei den Oberschulen die Berlinweite Versorgung gilt. Das bedeutet, dass nicht ein Bezirk alleine ausreichend Oberschulplätze zur Verfügung stellen muss, sondern das Angebot aus ganz Berlin zählt. Doch auch in anderen Bezirken sollen nicht ausreichend Schulplätze vorhanden sein, hat die Elterninitiative ermittelt – insgesamt sollen die oben genannten 3000 Plätze fehlen. Eine beunruhigende Statistik, der man im Bezirksamt Pankow jedoch widerspricht.

 

Bezirk und Elternausschuss halten Zahlen für falsch

 

„Ich kann die Zahlen der Elterninitiative nicht nachvollziehen“, sagt Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Laut ihren Berechnungen, die auf Angaben des Senats fußten, sei eine ausreichende Versorgung gesichert. „Wir können zwar nicht garantieren, dass jedes Kind aus Pankow auch hier einen Oberschulplatz bekommt. Aber auf ganz Berlin gesehen sind genügend Plätze vorhanden.“

Kathrin Schulz, Vorsitzende des Bezirkselternausschusses für Pankow, meint: „Wir haben andere Zahlen, aber ich muss zugeben, dass die Senatsstatistiken immer verwirrend sind und es öfter zu Diskrepanzen zwischen den Daten des Senats und denen des Bezirks kommt.“ Welche Zahlen nun die richtigen seien vermag sie ebenso wenig sicher zu sagen wie welche Eltern hinter der Initiative steckten. „Kontakt zu uns haben sie nicht aufgenommen.“

 

Bewerbungen aus anderen Bezirken könnten zum Problem werden

 

Im Bezirkselternausschuss sorge man sich eher darum, dass sich Kinder aus anderen Bezirken im sozial eher gediegenen Pankow bewürben und damit die eigenen Kinder verdrängten. Besonders Schulen innerhalb des S-Bahnrings seien sicher aufgrund ihrer guten Erreichbarkeit Berlinweit beliebt. Zudem würden mit den neuen Aufnahmekriterien für Oberschulen die Karten bei der Verteilung der Plätze im kommenden Schuljahr ganz neu gemischt. „Aber bis die Bewerbungsfristen abgelaufen sind, ist das alles noch Spekulation“, so Schulz.

Sicher sei jedoch, dass in Pankow, wo es ohnehin steigende Schülerzahlen gebe, in diesem Sommer der Jahrgang an die Oberschulen dränge, der erstmals vorgezogen mit fünfeinhalb Jahren eingeschult wurde. „Laut Schulamt und Pankower Schulaufsicht sollen es etwa ein Drittel mehr Schüler sein als im vergangenen Jahr“, sagt Schulz. Dennoch gehe sie derzeit davon aus, dass für alle ein Platz an einer weiterführenden Schule zur Verfügung stehe. Eltern, deren Kinder nicht an der gewünschten Schule aufgenommen würden, müssten zur Not am Verwaltungsgericht per Eilverfahren klagen.

Eine entsprechende Anfrage bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung wartet seit Montag auf Ihre Beantwortung. Auch war bislang nicht herauszufinden, wer wirklich hinter Elterninitiative steckt, die mit großer Akribie die Statistik aufgestellt hat. Ob es wirklich das Werk besorgter Eltern ist, oder doch von anderer Seite Druck auf die Schulbehörden erzeugt werden sollte, bleibt damit offen.

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