„Das ist eigentlich kein politisches Statement“

von Thomas Trappe 16. August 2013

Heidi Scherm hat in der Hufelandstraße eine Nichtraucher-Bank aufgestellt. Sie wollte in ihrem Fotoatelier durchatmen können. Jetzt wird die Bank wieder abgeschafft. Ein Telefonat.

Hallo Frau Scherm, vor ihrem Laden steht eine Nichtraucherbank. Wie lange schon?

Die Bank gibt es seit fünf Jahren. Ich habe sie selbst dahingestellt, es ist ein schöner Platz zum Sitzen. Ich wollte nur nicht, dass mir von dort das Geschäft zugequarzt wird. Meine beiden Kollegen und ich sind Nichtraucher, außerdem sind hier öfter Kinder im Laden. Deshalb habe ich vor vier Monaten drangeschrieben, dass es eine Bank nur für Nichtraucher ist.

 

Sie sind Ihrer Zeit weit voraus. In ganz Deutschland machte gerade ein Kette rauchender Rentner aus Berlin Schlagzeilen, weil er aus seiner Wohnung flog, in Brandenburg ein Ehepaar, das gegen rauchende Nachbarn klagt. Verfolgen Sie diese Prozesse? 

Naja, ich habe es gelesen. Aber meine Bank ist ja kein politisches Statement. Auch wenn das viele offenbar denken.

 

Was meinen Sie?

Sie erzeugt streckenweise richtigen Hass. Gleich zu Beginn kam ein Nachbar, er war furchtbar wütend. Er kündigte an, jetzt erst recht rauchen zu wollen auf der Bank. Er spricht nicht mehr mit mir. Andere haben irgendwelche Sprüche draufgemalt. „Paul was here and smoked“, oder sowas in der Art.

 

Das klingt ja nicht gerade nach einem Erfolgsmodell, die Nichtraucherbank.

Ne, wirklich nicht. Ich habe sogar das Gefühl, die negativen Effekte überwiegen. Deshalb werden wir die Bank jetzt auch wieder streichen, sie ist dann keine Nichtraucherbank mehr.

 

Das ist ja schade.

Ja, aber wahrscheinlich der einfachste Weg, weniger Raucher anzulocken. So absurd das klingt.

 

Noch einfacher wäre es, die Bank wegzunehmen. 

Schon, aber da kann man da ja gar nicht mehr sitzen. Und das fände ich doof, weil es wie gesagt ein sehr schöner Platz ist, zumal im Sommer. Vielleicht stelle ich eine alte Konservendose hin, damit die Zigarettenstummel nicht überall verstreut vor dem Laden liegen. 

 

Von der Nichtraucherbank zur Sitzgelegenheit mit Ascher. Die Kraft des Faktischen ist manchmal eine dumme Drecksau, oder?

Naja, ein Drama ist es nicht. Aber ein bisschen schade.

 

Frau Scherm, vielen Dank für das Gespräch! 

 

 

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