Bädertest: Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park

von Dominique Roth 8. November 2016

Teil 2 unseres ultimativen Bäder-Selbsttests Prenzlauer Berg berichtet von Enge, Haaren und blendendem Licht: Wir waren in der Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park.

Nachdem wir gestern die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark, kurz die SSE an der Landsberger Allee getestet haben, ist heute die Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park an der Reihe. Im Selbsttest prüfen wir für Euch die Besucheranzahl, Lautstärke, Wassertemperatur, Sauberkeit, Öffnungszeiten, das Publikum, den Flirtfaktor, die Atmosphäre sowie den Preis.

 

Besucheranzahl

 

Die Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park ist kurz davor, an ihre Belastungsgrenzen zu stoßen. Obwohl man selten lange auf eine freie Umkleide warten muss, sind alle doch oft gleichzeitig belegt. Es gibt zwar meist noch freie Spinde, aber irgendwie stehen sich die Besucher beim Ein- und Ausräumen der Kleidungsstücken ständig gegenseitig im Weg. Zu den Stoßzeiten am Abend sind die Duschen ausgelastet, um es wohlwollend auszudrücken.

 

Lautstärke

 

Für die vielen Schwimmer ist die kleine Halle erstaunlich ruhig. Klar, es schreien ab und an ein paar Kinder im Planschbecken direkt neben dem 25-Meter Pool und natürlich hallt jeder Ton von den Glasscheiben, Wandfliesen und von der Wasseroberfläche, aber eben nicht stärker als in jeder anderen Schwimmhalle auch. Da das Publikum hier jedoch hauptsächlich zur sportlichen Ertüchtigung kommt (weil sich die Halle auch kaum für etwas anderes eignet als stur seine Bahnen zu ziehen), fallen die gelegentlichen Schreie kaum ins Gewicht.

 

Wassertemperatur

 

Die Wassertemperatur liegt im 25-Meter-Becken bei 28 Grad. Empfehlenswert.

 

Sauberkeit

 

Leute mit Angst vor Keimen sollten dieses Bad lieber meiden, denn die Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park kann in Sachen Reinlichkeit leider nicht mit der SSE mithalten. In den Gittern am Beckenrand hängen auffallend viele Haare, die Umkleidekabinen sind gerade am Abend nicht mehr besenrein gehalten und auch die Duschen sind in den Ecken etwas schmutzig. Es sei hier aber entschuldigend angemerkt, dass die Schwimmhalle allein aufgrund der großen Auslastung abends nicht mehr blitzeblank sein kann. Das Wichtigste zuletzt: Das Wasser ist sauber!

 

Öffnungszeiten

 

Die Schwimmhalle hat Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags jeweils von 6.30 Uhr bis 21.30 Uhr durchgehend geöffnet. Am Mittwoch öffnet das Bad erst um 10 Uhr, am Samstag schließt es bereits um 14 Uhr. Und Sonntags ist es nur von 14 Uhr bis 21.30 Uhr in Betrieb. Unter der Woche werden tagsüber jeweils ein bis zwei Bahnen für den Vereinsbetrieb reserviert.

 

Publikum und Flirtfaktor

 

Das Publikum ist bunt gemischt, vom Rentner bis zur Studentin zieht hier jeder seine Bahnen. Vorwiegend jedoch sind bei unserem Besuch behaarte Männer Mitte Vierzig anzutreffen gewesen, die ihr breites Kreuz mit elegantem Kraulzug durch die Wassermasse gleiten ließen. Wer dieser Klientel etwas abgewinnen kann, dem sei die Schwimmhalle sehr ans Herz gelegt. Flirttechnisch anzumerken ist hier lediglich, dass die meisten dieser Männer stoisch ihre Bahnen zogen und ihren Kopf nur länger als zwei Sekunden aus dem Wasser nahmen, wenn sie wieder einmal aufgrund der vor ihnen schwimmenden Person warten mussten.

 

Atmosphäre

 

Ähnlich wie in der SSE finden sich in der Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park kaum Hedonisten, die hier einfach mal ausspannen möchten. Im Gegenteil: hier schwimmen die Puristen, die nicht von zu viel Schnickschnack abgelenkt werden wollen, die keinen großen Liegebereich brauchen und die in fünf Minuten durch die Umkleiden und Duschen ins Schwimmbecken gelangen möchten. Etwas besonders ist die große Glasfront zur Lili-Henoch-Straße und somit zum eigenen Eingangsbereich der Halle. Die lässt nämlich jeden Besucher schon von draußen wissen: schade, schon wieder volles Haus! Einmal im Becken, fällt außerdem die Beleuchtung auf: Die großen Strahler an den Kopfenden des Beckens blenden leider sehr, wenn man direkt darauf zuschwimmen muss.

Auf die Saunalandschaft, die es hier auch gibt, können wir an dieser Stelle leider nicht eingehen. Wir waren nicht saunieren.

 

Preis

 

Wie auch in der SSE gelten die Standardpreise der Bäderbetriebe: Die Preise pro Person unterscheiden sich hauptsächlich in einen Basistarif von 3,50 Euro, der werktags von 10 bis 15 Uhr greift – und einen Haupttarif von 5,50 Euro während der sonstigen Öffnungszeiten. Außerdem gibt es werktags bis 8 Uhr früh und ab 20 Uhr abends einen Kurzzeittarif für 3,50 Euro. Darin inbegriffen sind 45 Minuten Schwimmdauer plus 20 Minuten Zeit für die Umkleide, Dusche, etc.

Die Sauna-Tageskarte kostet 12,50 Euro, eine Drei-Stunden-Karte für den Saunabereich 10 Euro. Der Preis für eine Familienkarte beträgt 11,50 Euro.

 

Fazit

 

Die Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park ist nichts für Ästheten. Hier schwimmt man so lange, bis man nicht mehr möchte oder nicht mehr darf und danach verlässt man diese Halle zwischen Ringbahn und Plattenbau wieder. Wem es nichts ausmacht, sich eine Bahn mit zwei bis drei anderen zu teilen und hier und da mal Haare auf dem Boden zu sehen, dem sei dieses Bad empfohlen. Störend, weil sehr leicht vermeidbar, sind eigentlich nur die Strahler im Wasser, in die man wirklich keine Sekunde schauen sollte. Familien sollten außerdem einen großen Bogen um dieses Bad machen, weil es hier außer einem winzigen Planschbecken für Kleinstkinder kaum Angebote für Heranwachsende gibt.

 

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