Ohne uns

von Thomas Trappe 25. Juli 2014

So was gibt es auch nur hier: Ihre Lokalzeitung macht Sommerferien. Zwei Wochen müssen Sie den Alltag jetzt ohne uns bewältigen, danach stehen wir Ihnen wieder zur Seite.

Neulich saßen zwei Drittel der Redaktion in einem dieser grellen Cafés mit bunter Musik und schreiendem Dekor, und wir beide wollten uns zuziehen, mit Brause, Kaffee und Schorle, so wie sich alle in diesem Café, oder wollen wir es Laden nennen, mit Getränken zuzogen. Lauter Zugezogene. Jedenfalls saßen wir in diesem Café, machten dümmliche Wortspiele, in denen auch ein Uhr-Berliner mit einer fetten Rolex vorkam, und dachten, es wäre mal Zeit, abzuschalten. Die Musik, den Lärm der Eberswalder, uns. Ruhe, die uns umgibt, Ruhe, die von uns ausgeht. Und geben Sie es zu, Sie brauchen das auch. Es ist vielleicht doch zu viel Routine, zu viel bemühter Spaß, der sich zwischen uns gedrängt hat, meinen Sie nicht auch? Aber hey, ist ja nur vorübergehend. Zwei Wochen, dann schauen wir weiter.

Was wir Ihnen sagen wollen. Hinter einem Teil von uns liegen viele, viele Monate mit Arbeit in einer Redaktionsdiktatur, die Pausen nicht zulässt, und Leser, die Fehler nicht verzeihen, niemals. Auch in diesem Text werden Sie wieder mindestens einen finden und mit dem Finger wedeln, stimmts? Achso, wir wollten Ihnen ja was sagen, nicht mit Ihnen schimpfen, wir sind ja hier nicht bei Sybille Berg. Also, tief durchatmen, noch einmal kotz, verdammt, noch einmal kurz konzentrieren und dann raus mit der Botschaft: Die Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten macht Sommerpause vom kommenden Montag bis zum 10. August. Und weil hier am Wochenende ja sowieso nichts passiert, tritt diese Pause, nach unserer Kenntnis, ist das sofort, unverzüglich. 

 

In Notfällen hören wir trotzdem zu

 

Verständlicherweise führt diese Nachricht bei Ihnen jetzt zu einer Gefühlsaufwallung nordkoreanischen Ausmaßes, bei uns auch, Sie merken es. Aber auch Journalisten haben Rechte, die über Artikel fünf Grundgesetz hinausgehen, und zu denen gehört der Anspruch auf eine fette Urlaubsreise. Sei es nach Brandenburg oder in ein anderes Ostdeutschland, oder eben nach, sagen wir mal, Kenia. Zu mindestens im letztgenannten Gebiet gibt es ja Internetanschluss, und den werden wir natürlich nutzen, um ein latentes Auge auf einen eventuell doch anschwellenden Nachrichtenfluss, betreffs Prenzlauer Berg, zu richten. Vielleicht wird irgendwo ein Haus schocksaniert oder der Bürgermeister hält eine Ruckrede, wer weiß das schon. 

Erst recht für Sie, liebe Leser, haben wir ein offenes Ohr, auch wenn wir nicht ans Telefon gehen. Schreiben Sie uns doch einfach eine Mail, wenn Ihnen etwas auffällt, dem wir nachgehen sollen und das keinen Aufschub duldet (Ein gefällter Baum vor Ihrer Tür, wir haben das jetzt mal ausführlich intern besprochen, fällt nicht in diese Kategorie. Wenden Sie sich in diesen Fällen doch bitte an die taz).

 

Zum Trost gibts Konserven

 

Um Ihnen die Warterei etwas zu versüßen, haben wir ganz viele Konserven organisiert. Jeden Tag können Sie minütlich ihre Facebook-Seite aktualisieren, dann verpassen Sie nämlich auf keinen Fall, dass wir Ihnen jeden Morgen unsere besten Hits der vergangenen Monate vorstellen, für den Fall, dass Sie die beim Ersterscheinen verpasst haben. Ja, schon klar, das ist jetzt nicht das, was Sie sich unter News so vorgestellt haben. Aber lassen Sie sich einfach mal drauf ein, vielleicht gefällt’s Ihnen ja doch.

Oder aber Sie gehören zu jenen Menschen, die keine Angst haben, Berlin zu verlassen – dann werden Sie vielleicht ebenfalls eine Urlaubsreise antreten, im Trabbi an die Ostsee oder nach Bulgarien oder Amerika. In diesen Fällen bleibt uns nur zu wünschen: Einen schönen Urlaub. Sie haben Ihn sich verdient.

Bis bald, Ihr Redaktionskollegium!

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